Anton "Azubi" lernt Umgang mit Geld
Gedichte interpretieren zu können, ist gut. Gleichzeitig eine Vorstellung vom praktischen Alltagsleben zu haben, ist aber noch viel besser. Unter diesem Motto bietet die Albertus-Magnus-Schule für die siebten Klassen regelmäßig die Unterrichtseinheit "Nachwuchsexperte für Finanzfragen" an. Zum Abschluss der Schulung erhielten nun rund 120 Schüler in der Aula ihre Urkunden. Dr. Thomas Grosser, Fachbereichsleiter für "Politik und Wirtschaft", begrüßte die neuen "Finanzexperten".
Die Idee für das Projekt stammt von der Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt im Kreis Bergstraße, die von der Sparkassenstiftung Starkenburg finanziell unterstützt wird. Schon im vierten Jahr vermittelten die Lehrer des Gymnasiums den Siebtklässlern in einer achtwöchigen Unterrichtseinheit wertvolle Kompetenzen.
Wohngemeinschaft klärt Fragen
Die zentralen Fragen der Schulung lauten: Was sind Nebenkosten, Fixkosten und variable Kosten? Wie richte ich ein Girokonto ein? Was ist eine Sozialversicherung? Welche Steuern zahlen wir? Wie suche ich eine Wohnung? Wie finanziere ich mein Handy? Und: Kann ich mir ein Auto leisten? Fortgeführt wurde die Diskussion anschließend sogar im Familienkreis. Diese Themen wurden selbstverständlich nicht in einem trockenen Frontalunterricht behandelt. Unter der Anleitung der Pädagogen Jürgen Tunn, Jochen Storch, Anne Vielberg und Daniel Fritz simulierten die Schüler der AMS Wohngemeinschaften von Auszubildenden, die mit 950 Euro pro Monat über die Runden kommen mussten.
Dabei war unter anderem zu klären, wie viel Geld den Jugendlichen für Kleidung oder Lebensmittel zur Verfügung steht. "Anton Azubi" hieß der fiktive Protagonist im Unterrichtsmaterial, der vor den gleichen Problemen stand. Lehrer Jürgen Tunn war es dabei besonders wichtig, dass die Schüler miteinander engagiert diskutieren und gemeinsam nach Lösungen suchen. Darüber hinaus beschäftigten sich die Siebtklässler im Unterricht mit zahlreichen Arbeitsblättern, die sie dann in einer Mappe sammelten. Sie dient den frischgebackenen "Nachwuchsexperten für Finanzfragen" nun als Nachschlagewerk.
Fachbereichsleiter Grosser würdigte bei der kleinen Feierstunde das Engagement von Melanie Schilling und Heike Bamberg, die für die Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt das Projekt ausgearbeitet und begleitet hatten. Die AWO-Mitarbeiterinnen betonten, dass es zwar nicht strafbar sei, Schulden zu machen, dies aber manchmal peinlich werden könne. Wenn man schon Schulden machen müsse - zum Beispiel beim Bau eines Hauses - bedürfe es eines Plans, nach dem das Geld wieder zurückzuzahlen ist. Betroffene sollten bei Problemen keine Angst haben, sich hilfesuchend an die Schuldnerberatung zu wenden. Andrea Helm von der Sparkassenstiftung Starkenburg wünschte sich abschließend, dass das Projekt "weiterhin Schule macht". kos
© Südhessen Morgen, Freitag, 05.06.2015
Bild zur Meldung: Rund 120 Siebtklässler der AMS haben sich in den vergangenen acht Wochen mit wichtigen Finanzfragen beschäftigt.